Autodiebstahl ist ein Problem, das in Deutschland immer häufiger auftritt. Laut aktueller Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) wurden im Jahr 2023 rund 15.924 Pkw dauerhaft entwendet, rund 9 % mehr als 2022. Diese Entwicklung zeigt, dass Autodiebstähle trotz technischer Sicherheitsfortschritte weiterhin ein ernstzunehmendes Problem darstellen. Besonders betroffen sind Fahrzeuge asiatischer Hersteller wie Toyota, Hyundai und Kia, wobei SUV-Modelle und Mittelklassewagen verstärkt ins Visier von Diebesbanden geraten.
Ein weiterer Bereich, der ebenfalls stark von Diebstählen betroffen ist, sind Lastkraftwagen. Auch hier ist der Trend alarmierend: Die Zahl der gestohlenen Kleintransporter stieg um ganze 48,4 Prozent, was auf gezielte Diebstahlserien hindeutet. Diese Diebstahlsserien legen nahe, dass auch bei Nutzfahrzeugen verstärkt Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden sollten.
Im Gegensatz dazu ist die Diebstahlhäufigkeit von Wohnmobilen weitgehend stabil geblieben. Dennoch sind Wohnmobile aufgrund ihres hohen Wiederverkaufswertes nach wie vor ein attraktives Ziel für Tätergruppen. Auch hier gilt es, durch geeignete Schutzmaßnahmen Diebstahl zu verhindern.
Internationale Netzwerke und organisierte Kriminalität
Autodiebstahl ist zunehmend ein international organisiertes Verbrechen, das eng mit weiteren kriminellen Aktivitäten verbunden ist. INTERPOLs Operation Carback, die zwischen Mai und Juni 2022 in 77 Ländern durchgeführt wurde, verdeutlicht die Reichweite dieser kriminellen Netzwerke. Die Operation führte zur Identifikation von 1.121 gestohlenen Fahrzeugen und zur Verhaftung oder Festnahme von 222 Tatverdächtigen, die mit Fahrzeughandel und Fahrzeugdiebstahl in Verbindung stehen. Während der Operation deckten Ermittler sogenannte „Chop Shops“ auf, in denen Fahrzeuge zerlegt und in Teilen weiterverkauft oder online illegal vertrieben wurden
Die Tätergruppen operieren hochstrukturiert und arbeitsteilig. Einige Mitglieder sind auf den Diebstahl der Fahrzeuge spezialisiert, während andere den Transport und die Weiterleitung in internationale Absatzmärkte wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Nordafrika und Südamerika koordinieren. Fahrzeuge, die in Europa gestohlen wurden, tauchen oft tausende Kilometer entfernt, bis nach Australien, wieder auf.
Schwachstellen moderner Fahrzeugtechnologie
Die Methode, die Autodiebe bei Keyless-Go-Systemen nutzen, basiert auf einer sogenannten „Funkstreckenverlängerung“ (Relay-Attacke). Diese Angriffsmethode funktioniert, indem das Signal des Fahrzeugschlüssels, der häufig nahe der Haustür oder einem Fenster im Haus abgelegt wird, abgefangen und verstärkt wird. Zwei Kriminelle arbeiten dabei oft zusammen: Einer hält ein Funkgerät in der Nähe des Schlüssels, um dessen Signal zu erfassen und an einen Komplizen weiterzuleiten, der sich mit einem Empfänger am Fahrzeug befindet. Durch diese Verlängerung wird dem Fahrzeug ein „legitimer“ Schlüssel in unmittelbarer Nähe vorgetäuscht, wodurch das Auto entriegelt und gestartet werden kann, ohne dass der eigentliche Schlüssel tatsächlich in der Nähe ist.
Um diese Art von Diebstahl zu verhindern, empfiehlt sich eine abschirmende Aufbewahrung des Schlüssels. Ein „Faraday Cage“ oder eine metallische Box, die keine Funksignale durchlässt, kann das Signal effektiv blockieren. Zusätzlich kann es hilfreich sein, die Keyless-Funktion – sofern technisch möglich – temporär oder dauerhaft zu deaktivieren, insbesondere bei Fahrzeugen, die diese Sicherheitsoption in den Einstellungen bieten. Alternativ bieten einige Hersteller die Möglichkeit, die Keyless-Funktion am Schlüssel selbst vorübergehend auszuschalten.
Prävention und Schutzmaßnahmen gegen Autodiebstahl
Die polizeiliche Kriminalprävention in Deutschland gibt wichtige Empfehlungen zur Diebstahlprävention:
- Fahrzeuge möglichst in gesicherten Garagen oder an belebten, gut beleuchteten Orten abstellen.
- Verwenden Sie mechanische Sicherungen wie Lenkradschlösser oder elektronische Sicherungen wie Wegfahrsperren.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Fahrzeug beim Abschließen ein optisches Signal gibt, um Funkschlösser zu umgehen.
- Bewahren Sie keine Ersatzschlüssel im oder am Fahrzeug auf und verwenden Sie bei Fahrzeugen mit Keyless-System funkdichte Schutzhüllen.
Polizeiliche Erfolge und verstärkte Kontrollen
Die Zunahme der Diebstähle führte im Jahr 2023 zu einer Intensivierung der Fahndungsmaßnahmen. Die zur Bekämpfung der Schleusungskriminalität eingeführten Grenzkontrollen trugen zu einem Anstieg der im Ausland aufgefundenen Fahrzeuge bei. Die Anzahl der Sachfahndungstreffer bei Fahrzeugen, die ins Ausland verbracht wurden, stieg im Vergleich zu 2022 um 81,8 %. Auch die Treffer bei ausländischen Kfz-Ausschreibungen stiegen um 26,6 %. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit internationalen Strafverfolgungsbehörden und Herstellern zur effektiven Bekämpfung der organisierten Kfz-Kriminalität.
Schlussfolgerung
Angesichts des steigenden Diebstahlrisikos in Deutschland sollten Fahrzeughalter und -hersteller verstärkt in präventive Maßnahmen investieren. Moderne Sicherheitslösungen und aufmerksames Verhalten können das Risiko eines Autodiebstahls deutlich reduzieren. Das professionelle Vorgehen der Tätergruppen und die internationale Verflechtung des illegalen Fahrzeughandels erfordern aber nicht nur technische Schutzmaßnahmen, sondern auch eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Behörden und Herstellern. Autobesitzer sollten sich unbedingt über aktuelle Sicherheitstechniken informieren und bestehende Risiken durch geeignete Vorkehrungen minimieren.